Sonntag, 20. April 2014

At the Dark End of the Street

Tja nun ... eigentlich hatte ich vom heutigen Ostersonntag schreiben und den Tag dann genauso gemütlich ausklingen lassen wollen, wie er war ... . Aber erstens kommt sowieso immer alles anders, und zweitens als man denkt.

Nun muss ich zusehen, dass ich das, was gerade in mir passiert, so schnell wie möglich in Worte fasse.
Gar nicht so einfach ... mit Überschallgeschwindigkeit durch meinen Kopf die richtigen - befreienden - Worte zu finden. Zum Überlegen bleibt nicht wirklich Zeit, so schnell, wie alle Gedanken durch meinen Kopf wirbeln. Aber je länger ich nicht schaffe, meine Gedanken aufzuschreiben, desto mehr wächst der Druck in mir.

Hannes Beelzebebi-Vater spukt mir im Kopf herum. Meine Freunde in Mexico. Dort, wo es Erdbeben gab. Mein Ex-Freund in Nepal. Dort, wo vorgestern eine Schneelawine viele Menschen unter sich begrub. Bisher noch kein Lebenszeichen von ihm. Und wieder zurück zu Hannes. Ich habe noch nie. noch nie. nie. niemals in meinem Leben einen Menschen so sehr geliebt, wie ich ihn geliebt habe, und vermutlich auch immer lieben werde. Mit aller Aufrichtigkeit, mit der man einen Menschen lieben kann. Noch nicht mal Fred habe ich so sehr geliebt wie Hannes. Auch wenn ich an dieser Liebe fast krepiert wäre.

Als ich mich für meine kleine Tochter entschieden habe, ging es für mich um Leben oder Tod. Man gab mir im übertragenen Sinn eine scharfe Waffe in die Hand, und ich musste schießen. Ich musste. Man zwang mich. Wen sollte ich richten?! Hätte ich sie abtreiben lassen - müssen, wie Hannes das verlangt hat, wäre das definitiv mein Tod gewesen. So, wie es da steht. Allein der Gedanke, dass mir in meiner 'Entscheidungsfindung' so viele nahestehende Menschen schlicht davon abrieten "von so einem Menschen ein Kind zu bekommen". Auch jetzt bekomme ich gerade von Frida so oft zu hören "du hast es so gewollt". Rückendeckung - keine. Bitte, ich hätte diese Entscheidung gerne abgegeben. Letztlich entschied ich mich aus freien Stücken. Für mein - Bauchgefühl. Für mich selbst. Für Fridolin. Für meine Tochter. Weil ich weiß, dass es richtig ist. Weil ich weiß, dass dies die Entscheidung ist, zu der ich auch in 10, in 20 und in 50 Jahren noch stehen kann, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Zeit bis dahin, in 50 Jahren, werde ich meine Tochter lieben, wie eine Mutter ihre Tochter nur lieben kann, und sie wird ein glücklicher Mensch mit einem tollen großen Bruder - dem tollsten kleinen großen Bruder, den eine Schwester sich auf dieser Erde nur vorstellen kann. Mit der Liebe von einem Fridolin und mir hat man erst mal alles, was man brauchen kann, um ein 'ganzer' Mensch zu werden. Alles andere um uns herum ... Ich konzentriere mich auf uns - auf mich und die mir anvertrauten Minderjährigen, positiver Input von außen ist jederzeit willkommen, wenn er tatsächlich verlässlich und stabil ist.

Eigentlich hatte ich von meiner Liebe (?) zu Hannes schreiben wollen ... ja, die Wunden sind noch nicht im Ansatz verheilt. Offen. Und ich habe massive Angst vor weiteren Verletzungen. Die letzte Zeit denke ich relativ häufig (?) an ihn. Macht mich so traurig. Fridolin meinte heute "in unserer Familie gibt es nicht viele Väter". Mann, das Kind ist grade mal 7 geworden!! Was wird sein mit Hannes, wenn Beelzebebi auf der Welt ist?! Wird er sich jemals melden? Geht der Terror weiter? Was geschieht mit mir? Wird Beelzebebi ihm ähnlich sehen? Können meine Wunden jemals heilen?

Das alles und noch viel mehr ist jetzt grade mal vier Monate her. In der Zwischenzeit ist so wahnsinnig viel passiert, dass man fast den Eindruck bekommt, eine Ewigkeit sei vergangen. Aber vier Monate um so etwas zu verarbeiten, sind nicht viel.

... darling, please don't cry,
tonight we meet
at the dark end of the street

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