Montag, 15. Februar 2016

What happens in Vegas ...

Vier Mal noch schlafen. Nur vier mal. Und dann bin ich bei meinem Mann.
Nein, Pachu ist nicht mein Freund. Pachu ist mein Mann.
Kleiner aber feiner Unterschied.
Das fühlt sich nicht nach etwas Lockerem an. Das fühlt sich einfach richtig an mit ihm.
Wenn's nach ihm ginge, würde ich am Freitag ohne jedes Gepäck reisen, weil er für uns sorgen möchte.

Und vielleicht wird Frida ihn auch akzeptieren. Und mögen. 
Irgendwas sagt mir, dass das gut wird.

Die Bebiline hat nun ihren neuen Schlafsack, den wir auf die Reise mitnehmen. Einen sehr rosafarbenen, und ich bin verliebt.

Ultralanger Arbeitstag heute.
Mit einem pubertierenden Bub heute morgen, ganz vielen fitten und einem Helikopterkinder, das außer "Kannichnich" in Dauerrotation nicht viel macht, Großeinkauf, Vertragsgesprächen, viel Wäsche, weiter packen, Bankgeschäften, einem Marmorkuchen, ekelige Gnocchi mit Salbeibutter an geschmolzenen Tomaten und Mozzarella, die mir heute gar überhaupt nicht gelungen sind, einem sehr rosafarbenen Schlafsack für die Bebiline, einem Fred, der rumspammt ohne Ende, und keine Ruhe gibt. Wie gesagt. Und. Und. Und.

Und als krönender Abschluss für diesen Tag fragte der Bub nach dem Abendessen unvermittelt, ob er die Bebiline heute ganz alleine ins Bett bringen dürfe. Ich muss dazu sagen: ja, der Bub hat schon so einiges zu tun hier im Haushalt, und zum größten Teil tut er das - Gottseidank - auch anstandslos. Aber ich achte sehr darauf, dass diese Aktivität im Rahmen bleibt. Im Rahmen für den Achtjährigen, der er ist. Er ist kein kleiner Erwachsener. Er soll draußen spielen gehen mit seinen Freunden, nicht mit mir rumglucken. Also schon, manchmal eben. Ich orientiere mich an dem, was ich selbst früher im Haushalt mithelfen musste als kleines Mädchen. Das war nicht wenig, aber voll in Ordnung. Samstag war Staubwischen als fixe Aufgabe, ansonsten Geschirr abtrocknen (wir hatten keine Spülmschine), fand ich aber nicht schlimm, weil ich mich dabei mit meiner Mutter unterhalten habe. Andere Gleichaltrige heutzutage müssen im Haushalt - außer Tischdecken - gar nix machen. Finde ich schwachsinnig, sie nicht zu beteiligen. Sorry. Sagt ja keiner, dass sie den Haushalt alleine schmeißen müssen.

Langer Rede kurzer Sinn: nachdem der Bub heute seine Hausaufgaben erledigt hatte, war er an die drei Stunden draußen mit seinen Freunden Roller fahren, Fußball spielen und klettern gewesen. Als ich meine Vertragsverhandlungen beendet hatte, ging ich mit der Bebiline auch raus, auf den Spielplatz, wo die großen Jungs tatsächlich Spaß daran hatten, mit dem Pimpf zu kicken. Nach dem Abendessen fragte der Bub dann, ob er heute die Bebiline ins Bett bringen dürfe, aus freien Stücken, ohne dass wir auch nur im Ansatz darüber gesprochen hätten. Das ist für mich der ausschlaggebende Punkt, weil er es so nicht aus irgendeinem Pflichtgefühl mir gegenüber heraus gemacht hat, sondern aus reiner Lust an der Aufgabe und an Zuneigung zur Bebiline. Mir ist wichtig, ihn nicht zu überfordern, ich möchte, dass er der 8-Jährige sein kann, der er ist. Also ließ ich ihn, obwohl die Bebiline heute arg zickig war - auch, weil ich durch den XXL-Arbeitstag heute nicht wirklich viel Zeit für sie hatte. Der Bub jedenfalls zog wirklich das komplette Programm mit ihr durch. Alles. Von ausziehen über Zähne putzen bis Haare kämmen, wickeln, Schlafanzug und Schlafsack anziehen, bis Gute-Nacht-Geschichte vorlesen und Lullaby singen. Wahnsinn. Und er tat das nicht irgendwie, sondern ... einfach superspitzenmäßig. Auf seine wundervolle Art schaffte er es sogar, die Bebiline so von ihrem Rumgezicke abzulenken, dass sie am Schluss lachte! Gänsehaut und Tränen in den Augen. Und Stolz. Gleich mal bisschen angegeben hier und da mit dem Prachtkerl.

Auch so ein Thema, das mir mein Leben als Kind früher schwer machte, sehr schwer. Meine Mutter hatte eben keinen Partner, mit dem sie ihren (ab und an vermutlich berechtigten) Frust (über den Stuss, den ich als Kind so gemacht habe) besprechen konnte, also hat sie es ihren "Freundinnen" erzählt. Was für ein schlimmes Kind ich war. Erfolge hatte ich nicht vorzuweisen. Aber die (vorzugsweise gleichaltrigen) Töchter ihrer Freunde, Kolleginnen, Sportkameraden, meine Klassenkameradinnen, meine Cousins und Cousinen: Heldinnen! Jede einzelne. Immer. Nur ich nicht. Ich, die böse Beelze, die nix auf die Reihe kriegte. Dass ich - aus Scham - irgendwann nicht mehr den Kontakt zu diesen ganzen Menschen suchte, kann man sich vorstellen. Dass ich demzufolge irgendwann relativ isoliert da stand, auch. Wer weiß schon, welche Missetaten all die Gleichaltrigen über mich wussten?! Zum Glück gab es aber ja nicht nur meine Kindheit in Deutschland. Meine Rettung. Dass dies in der Konsequenz dazu führte, dass ich mich jahrelang - und ja, bis vor nicht allzu langer Zeit - als schlechter Mensch, als böse, als ungeliebt fühlte, kann man sich vorstellen. Und dass dieses Gefühl wiederum Konsequenzen nach sich zieht, auch. Deshalb habe ich mir, schon als der Bub ganz klein war, eine goldene Regel auferlegt: What happens in Vegas, stays in Vegas. Ich gehe - in meinem wirklichen Leben - jetzt nicht prahlen mit dem Bub, aber wenn er was echt gut macht, dann darf man das auch sagen. Aber was auch immer schief läuft, geht nur uns 'kleinfamilienintern' was an. Wenn ich niemanden habe, um darüber zu quatschen, dann ist das, ganz ehrlich, mein Problem, Pech gehabt, Beelze, dann darf ich das gar überhaupt niemals zu seinem Problem machen. Ab und an bespreche ich Dinge mit Fred, das weiß er, aber das war's dann auch.

Genug angegeben: der Bub hat, wie sich das für einen gescheiten 8-Jährigen gehört, auch genügend Unsinn im Kopf. Zum Glück. Ausgewogen, das ist das Schöne. Und, egal, was er macht, er weiß, wann Schluss ist. Ich mag keine Muttersöhnchen. Strebbacken. Lehrerlieblinge.

Bei der Anmeldung für seinen alten Kindergarten vor einigen Jahren sollten wir Eltern kurz unser Kind malen. Ich malte: Einen Kreis, weil's eine runde Sache ist mit ihm, und außen rum Ecken und Kanten, weil's ja hin und wieder Knatsch gibt wie überall. Heraus kam ... ? Na? Genau: eine Sonne! :)

Ja doch, ich würde behaupten wollen: zur Zeit läuft's bei mir. Kinder. Mann, Arbeit. Sogar meine Mutter. Mit Fred etwas schwankend, aber egal. Kann jetzt erst mal eine Weile so weitergehen, bitte, wenn's nach mir ginge.

Übrigens: der Mann und ich sind schon unter hundert Stunden bis zu unserem Wiedersehen!

So, fertig reflektiert und gestrahlt. Ich Sonne, ich. Tat gut jetzt. Nachti.

1 Kommentar:

  1. Ich liebe deine Art,wie du schreibst. lässt sich gut lesen.... :)
    Mach weiter so!
    LG MaiRose

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